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Interdisziplinäres Netzwerk für die Zukunft – Andreas Baumgartner hat Ideen für die SNI-Doktorandenschule

Andreas Baumgartner leitet seit Januar 2017 die SNI-Doktorandenschule.

Andreas Baumgartner leitet seit Januar 2017 die SNI-Doktorandenschule.

Dr. Andreas Baumgartner leitet seit Januar 2017 die Doktorandenschule des SNI. Als langfristiges Ziel möchte er den Austausch zwischen den verschiedenen Disziplinen der SNI-Doktorandenschule noch verstärken und optimieren, um die SNI-Doktorandenschule zu einer Quelle von neuen, vielleicht unkonventionellen Ideen zu machen. Er selbst weiss sehr genau, was Interdisziplinarität bedeutet, da er interdisziplinäre Naturwissenschaften an der ETH Zürich studierte, bevor er in Nanophysik in der Gruppe von Professor Klaus Ensslin (ETH Zürich) doktoriert hat. Seiner Meinung nach soll die SNI-Doktorandenschule nicht nur als Geldgeber gesehen werden, sondern als Netzwerk, das auch nach der Ausbildung oder nach dem Abschluss eines Projektes genutzt wird.

Gemeinschaft für den interdisziplinären Austausch
Anfang 2017 hat Dr. Andreas Baumgartner die Leitung der SNI-Doktorandenschule von seinem Vorgänger Dr. Michel Calame übernommen, da dieser nun die Gruppe für nanoskalige Transportphänomene an der Empa in Dübendorf leitet. In den letzten Monaten hat sich Andreas um die Ausschreibung und Bewerbung der sieben neuen Promotionsprojekte gekümmert, für die man sich bis Ende des Jahres bewerben kann. In den kommenden Wochen möchte er für die Doktorandenschule klarere Strukturen etablieren, sodass alle Doktorandinnen und Doktoranden von Beginn an wissen, was von ihnen während ihrer Promotion erwartet wird.

Seine langfristige Vision für die SNI-Doktorandenschule ist es, eine interdisziplinäre Gemeinschaft aufzubauen. Dabei müssen die einzelnen Projekte selbst nicht zwingend fachübergreifend sein. Das Ziel wäre allerdings, bei den Doktoranden das Interesse und das Verständnis für Themen ausserhalb ihrer Tätigkeit wecken. «Ich könnte mir beispielsweise vorstellen, dass wir Workshops abhalten, bei denen Physiker sich mit Problemen aus der Molekularbiologie auseinandersetzen oder Molekularbiologen eine chemische Fragestellung angehen. So könnten wir, zusammen mit bereits existierenden Aktivitäten, eine Gemeinschaft aufbauen, die auch über die Zeit der Doktorarbeit hinaus Kontakte pflegt und sich austauscht», erklärt er. Dabei hat er nicht nur die Doktoranden selbst im Blick. Auch für die beteiligten Projektleiter soll die SNI-Doktorandenschule nicht nur eine Geldquelle sein, sondern eine Gemeinschaft, in der interdisziplinärer Austausch gepflegt wird.

Neugier über Grenzen hinweg
Wenn das Stichwort Interdisziplinarität fällt, weiß Andreas, wovon er spricht. Er selbst hat von 1995 bis 2000 interdisziplinäre Naturwissenschaften an der ETH Zürich studiert und dabei die ganze Breite der Naturwissenschaften von der Molekularbiologie über die Chemie bis zur Physik kennengelernt. Mit bis zu 50 Stunden Vorlesung in der Woche konnte er seine Neugier in dieser Studienzeit voll ausleben, obwohl es wohl bei der Vielfalt der Themen nicht immer ganz einfach gewesen ist, den Fokus zu behalten. Für Andreas war es gegen Ende des Studiums die Festkörperphysik und vor allem die Supraleitung, die ihn besonders interessierten und mit denen er sich für seine Diplomarbeit intensiver beschäftigte. Für die Promotion wechselte er dann in die Gruppe von Professor Klaus Ensslin (ETHZ). Er kam so erstmals in Kontakt mit den Nanowissenschaften und dem NCCR Nano. «Eine meiner ersten Konferenzen war ein Meeting des NCCR Nano in Pontresina», erinnert sich Andreas und hätte damals wohl nicht gedacht, heute für die Nachfolgeorganisation des NCCR Nano tätig zu sein.

Faszinierende Nanophysik
Der Nanophysik blieb er treu, als er für eine Postdoc-Anstellung an die University of Nottingham (UK) wechselte und dort optische Experimente mit Quantenpunkten in Halbleitern durchführte. Nach dreijähriger Postdoc-Zeit in England entschied er sich 2009, zurück in die Schweiz zu gehen, da seine Frau hier eine interessante Stelle bekommen hatte. Christian Schönenberger suchte damals nach einem Postdoc und Andreas fand damit den Weg ans Departement Physik der Universität Basel. Sein Forschungsschwerpunkt wechselte zu Kohlenstoffnanoröhrchen und Halbleiter-Nanodrähten in elektrischen Schaltungen mit Supraleitern.

Seit 2017 ist er nun dabei, eine eigene Gruppe aufzubauen. Der erste Schritt ist gemacht. Dank der Entscheidung des Auswahlgremiums für PhD-Projekte des SNI ist er nun erstmals Projektleiter einer Doktorarbeit. Der zukünftige Doktorand soll dabei zweidimensionale Halbleiter untersuchen. «Ich hoffe, dass ich in näherer Zukunft noch weitere Mittel bekommen werde, um meiner Forschung eine neue Richtung geben zu können», erläutert er.

Begeisterung für die Forschung
Wenn es um die Forschung geht, beginnen die Augen des 42-jährigen Physikers zu leuchten. «Immer wieder Neues zu entdecken, Aha-Erlebnisse zu haben, wenn man etwas wirklich verstanden hat – das sind die Momente, die mich persönlich motivieren», erzählt er. Es sind solche Augenblicke, die ihn an der Universität und in der akademischen Forschung gehalten haben. Zudem schätzt er die Flexibilität, die er in der Gruppe von Christian Schönenberger hat. «Das ermöglicht mir, das Forscherleben mit meinem Familienleben zu vereinbaren.»

Wenn Andreas also nicht am Computer sitzt, mit anderen Forschern diskutiert oder im Labor steht, verbringt er möglichst viel Zeit mit seiner Frau und seinen beiden Kindern. Zusammen mit der Familie geht er wandern, verfolgt seine Interessen für Geschichte und Philosophie oder liest mit seinen Kindern Geschichten. Aber auch in der Freizeit lässt ihn die Physik nicht los, denn es gibt viel zuzuhören und zu erklären, wenn sein fünfjähriger Sohn trotz Zeitnot am frühen Morgen die Wirbel beim Verrühren von Kakao beobachtet, oder seine achtjährige Tochter ihm die Prinzipien der Thermodynamik mit eigenen, nicht sehr wissenschaftlichen Worten beschreibt.