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Ein exzellenter Nachwuchswissenschaftler mit sozialem Engagement

Peter Rickhaus

Peter Rickhaus, bis vor kurzem Doktorand in der Gruppe von Professor Christian Schönenberger, hat im September den Preis für Metrologie der Schweizerischen Physikalischen Gesellschaft (SPG) verliehen bekommen. Er erhält die Auszeichnung für seine Arbeiten zum Elektronentransport in Graphen. Der 28-jährige Physiker interessiert sich allerdings nicht nur für die Eigenschaften des viel beachteten Materials Graphen, sondern ist Vater von drei kleinen Kindern und engagiert sich für soziale Projekte.

Zuerst Nano, dann Physik
Peter Rickhaus ist in Bern geboren und in Laufen aufgewachsen. Er studierte Nanowissenschaften in Basel, da ihn die Vielfalt der naturwissenschaftlichen Fächer interessierte. Im Laufe des Bachelorstudiums waren es dann vor allem physikalische Themen, die ihn besonders ansprachen. So faszinierten ihn die Vorlesungen über Quantenmechanik und Elektrodynamik. „Das war neu, hatte Substanz und begeisterte mich“, erinnert sich Rickhaus. Daher entschied er sich für das Masterstudium zur Physik zu wechseln. So kam er für seine Masterarbeit über Supraleiter in die Gruppe von Christian Schönenberger, in der er auch für seine Promotion blieb. Keine schlechte Entscheidung, wie seine Erfolge gezeigt haben.

Zwei Nature Paper und ein SPG-Preis
Schon 2013 akzeptierte „Nature Communications“ das erste Paper, das Peter Rickhaus als Erstautor zusammen mit seinen Kollegen verfasst hatte. In der Veröffentlichung beschrieben die Physiker eine neue Methode, um Graphen zwischen zwei Trägern aufzuspannen und zu reinigen. Die anschliessenden Messungen belegten dann, dass sich Elektronen in der Graphenfolie verlustfrei bewegen. „Erfreulicherweise bestätigten die Simulationen von Ming-Hao Liu von der Uni Regensburg genau unsere Messungen“, kommentiert Rickhaus. 2015 folgte ein zweites „Nature Communications“ Paper für ihn. Hierbei zeigte er zusammen mit seinen Co-Autoren, dass sich die Elektronen in Graphen entlang einer vorgegebenen Spur leiten lassen. Durch Kombination eines elektrischen und eines magnetischen Feldes bewegen sich die Elektronen dabei auf Schlangenlinien vorwärts. Im September hat ihm nun die Schweizerische Physikalische Gesellschaft für diese Forschung den Preis für Metrologie verliehen, der vom Eidgenössischen Institut für Metrologie (Metas) gestiftet wurde.

Zukunft noch unklar
Für Peter, der Ende September seine Doktorarbeit erfolgreich abschloss und noch bis Ende des Jahres als Postdoc im Schönenberger-Labor bleibt, ist jedoch noch nicht sicher, wie es für ihn beruflich weiter gehen wird. „Zunächst mache ich mal ein Jahr lang Zivildienst“, erzählt er im Interview. Dabei wird er in der ersten Hälfte dieser Zeit Flüchtlinge bei ihren Bewerbungen unterstützen. „Ich freue mich sehr auf diese so ganz andere Arbeit“, berichtet der 28-jährige. Was danach kommt, ist noch unklar. „Vielleicht vermisse ich die Uni und die Forschung so sehr, dass ich dann genau weiss, wo ich hingehöre.“ Allerdings ist er etwas skeptisch. Die Forschung fasziniere ihn zwar, andererseits verlange eine Karriere in der Wissenschaft auch eine hohe Opferbereitschaft, wie er ausführt. Da Peter Rickhaus Vater von drei Kindern im Alter von 1, 3 und 5 Jahren ist, plant er nicht nur für sich selbst, sondern denkt auch an seine Familie. „Drei Jahre hier, fünf Jahre dort, wieder ein paar Jahre woanders – das ist nicht so das, was ich mir für schulpflichtige Kinder vorstelle“, bemerkt er. Eine zurzeit für ihn vorstellbare Alternative wäre eine Anstellung als Lehrer oder auch bei einer NGO.

Prägende Erlebnisse in Paraguay
Bereits nach dem Abitur hat Peter Rickhaus in Paraguay ein 9-monatiges Praktikum in einem Kinderheim für ehemalige Strassenkinder absolviert. «Ich habe da prägende Erlebnisse mitgenommen und ein Bild von der globalen Ungerechtigkeit auf dieser Welt bekommen», erinnert er sich. Man merkt ihm an, dass es ihm ein echtes Anliegen ist, mit seiner Tätigkeit dieser Ungerechtigkeit entgegen zu wirken. Bisher nahmen in aber Doktorarbeit und Familie voll in Beschlag. Er scheint aber den Spagat zwischen Arbeit und Familie sehr gut zu meistern. Darauf angesprochen bemerkt er, dass die von seinem Doktorvater Christian Schönenberger gewährte Freiheit und die hervorragende Zusammenarbeit in der Arbeitsgruppe ihm sehr geholfen haben: «Ich bin meinem Team extrem dankbar. Als Vater bin ich bei uns ein Exot. Wenn ich mit den Experimenten Schluss machen musste, hat sich immer jemand gefunden, der noch mal mit angefasst hat.»