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Funktionale Oberflächen für spannende Effekte
Sonja Neuhaus forscht als Gruppenleiterin an der Hochschule für Technik
Dr. Sonja Neuhaus ist fasziniert von den Möglichkeiten, die funktionalisierte Oberflächen bieten. Im Rahmen von mehreren Argovia-Projekten setzt sie ihre Begeisterung und ihr Wissen über modifizierte Kunststoffoberflächen ein, um je nach Anwendung unterschiedliche Effekte zu erzielen. Daneben ist die junge Materialwissenschaftlerin ein gutes Beispiel dafür, wie mit einem flexiblen Arbeitsgeber Familie und Beruf gut unter einen Hut zu bringen sind.
Den Dingen auf den Grund gehen
Sonja Neuhaus hat sich schon in ihrer Schulzeit an der Kantonsschule in Aarau für Naturwissenschaften interessiert. Als in einem Perspektivenheft der Studiengang Materialwissenschaften vorgestellt wurde, war sie sofort sehr angetan. Eine Beteiligung an “Jugend forscht”, die sie an die ETH Zürich führte, bestätigte ihren ersten Eindruck, mit dieser interdisziplinären Ausbildung genau das Richtige gefunden zu haben. Im Studium in Zürich waren es dann vor allem die materialbezogenen Fächer und Polymerchemie, die sie faszinierten. Für das dritte Jahr des Bachelorstudiums wechselte Sonja Neuhaus an die EPF in Lausanne. “Das war ein guter Tapetenwechsel für mich”, erinnert sich Sonja Neuhaus. “Und mir wurde in dieser Zeit klar, dass ich mich wirklich dafür interessiere, Fragestellungen auf den Grund zu gehen und im Labor zu erforschen.” So begann sie gleich nach ihrem Master eine Doktorarbeit am Paul Scherrer Institut (PSI) über die Funktionalisierung von Polymeroberflächen.
Ideale Kombination an der FHNW
Noch vor Abschluss ihrer Dissertation nutzte Sonja Neuhaus Online-Portale, um den nächsten Karriereschritt in Angriff zu nehmen. Es dauerte gar nicht lange und sie fand eine Stellenanzeige von Glas Trösch, die sich spannend anhörte und genau auf sie passte. “Ich wollte nach der Diss gerne in der Industrie arbeiten – das Produkt der Forschungsarbeit sehen”, bemerkt Sonja Neuhaus. So arbeitete sie von 2011 bis 2013 als Projektleiterin an neuen Beschichtungsverfahren für Glas bei Glas Trösch in Bützberg. So ganz erfüllte diese Aufgaben sie jedoch nicht, da sie im industriellen Umfeld manchmal die Eigenständigkeit in der Entscheidungsfindung vermisste. Der Hinweis, dass am Institut für nanotechnische Kunststoffanwendungen eine Stelle frei sei, kam von einem Kontakt am PSI und zu dem Zeitpunkt wie gerufen. Die Position war wie geschaffen für Sonja Neuhaus. “Je nach Projekt bewege ich mich hier in einer Welt zwischen Industrie und Grundlagenforschung und da fühle ich mich am wohlsten”, kommentiert Sonja Neuhaus die letzten Jahre an der FHNW. Hier kann sie forschen, hat aber trotzdem einen Bezug zur Anwendung und den Kontakt zur Industrie.
Funktionalisierte Kunststoffoberflächen sind das Ziel
Die meisten Projekte laufen in Zusammenarbeit mit Schweizer KMUs und auch an einigen Argovia-Projekten des SNI war Sonja Neuhaus in den letzten Jahren beteiligt. Ganz generell dreht es sich bei ihren Forschungsprojekten um Modifizierungen von Kunststoffoberflächen, ohne die Volumeneigenschaften zu verändern. An die Oberflächen werden dazu durch verschiedene Verfahren Moleküle und Polymere gebunden, wodurch eine chemische Funktionalisierung erreicht wird. Je nach Problemstellung bekommen die Kunststoffstoffe damit neue Eigenschaften wie zum Beispiel eine wasserabweisende Oberfläche. Als Projektleiterin für das Projekt RepAll untersuchte sie beispielsweise mit ihrem Team, wie sich Kunststoffoberflächen so strukturieren und chemisch modifizieren lassen, dass verschiedene Flüssigkeiten weniger gut haften und besser abfliessen. In dem 2016 abgeschlossenen Argovia-Projekt SurfFlow untersuchte das Projektteam, wie sich Kunststofflinsen für optische Anwendungen oberflächlich glätten lassen ohne die Form oder tiefer liegende Schichten zu verändern. In einem anderen Projekt ging es um Kabelmaterialien, deren Oberfläche auch in aufgerolltem Zustand nicht aneinander kleben sollen. Auch durch Mikro- oder Nanostrukturierung erzielte Farbeffekte bei Sicherheitselementen waren in einem spannenden Projekt Thema.
Ganz neue Anforderungen
Einer ganz anderen Herausforderung stellte sich die 33-jährige Wissenschaftlerin, als sie vor rund anderthalb Jahren Mutter wurde. Obwohl sie zur selben Zeit die Gruppenleitung für das Kompetenzfeld Oberflächenfunktionalisierung übernahm, konnte Sonja Neuhaus ihr Arbeitspensum reduzieren und ist somit in der Lage, Familie und Beruf gut miteinander zu vereinbaren. Wie Sonja Neuhaus selbst sagt, ist sie am richtigen Ort angekommen und überwindet dort mit viel Engagement und Begeisterung alle möglichen Hindernisse, um ihre Forschung erfolgreich voranzutreiben und immer wieder innovative Ansätze zur Funktionalisierung von Oberflächen zu finden.