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Nachtarbeit war Routine – Jan Nowakowski schliesst als erster Doktorand die SNI-Doktorandenschule ab
2013 begannen die ersten Doktoranden in der neu gegründeten Doktorandenschule des SNI ihre Forschungsarbeiten. Jan Nowakowski war einer von ihnen. Nun hat er als Erster seine Promotion abgeschlossen. Er hofft auf eine Anstellung in der Industrie als nächsten Schritt in seiner Karriere – am liebsten in der Schweiz, die er während seiner Master- und Doktorarbeit lieben gelernt hat.
Die Natur verstehen
Jan Nowakowski ist in Bydgoszcz (Polen) geboren und dort auch aufgewachsen. Schon früh interessierte er sich für Naturwissenschaften. Er wählte in den unteren Klassen des Gymnasiums den biologischen Zweig, um die Natur besser verstehen zu lernen. Auch als er später Physik und Mathematik vertiefte, war dies immer noch sein Ziel. Von seinem Physiklehrer inspiriert, entschloss er sich nach Abschluss der Schulzeit technische Physik in Poznań zu studieren und hat dies nie bereut. „Während in der Schule auch einige Fächer dabei waren, die ich nicht so mochte, war im Studium alles spannend und interessant. Ich habe diese fünf Jahre sehr genossen“, denkt Jan Nowakowski zurück. Schon während des Studiums schaute er über die Grenzen der Physik und über die seines Heimatlandes hinaus. Er absolvierte ein Praktikum in Deutschland und wollte dort auch gerne die Masterarbeit schreiben. Seine Universität hatte diese auch bereits genehmigt, jedoch erkrankte sein zukünftiger Betreuer in Deutschland und die Pläne lösten sich in Luft auf. Gemeinsam mit seiner Frau Sylwia Nowakowska – die wir in der April-Ausgabe 2015 vorgestellt haben – machte er sich im Internet auf die Suche nach einer Alternative. Eine Stellenanzeige von Professor Thomas Jung interessierte die beiden und nach einigen E-Mails und Telefonaten war der nächste Schritt des Paares klar.
Spezielle Bedingungen im Ultrahochvakuum
Da Thomas Jung je eine Arbeitsgruppe am Paul Scherrer Institut (PSI) und am Departement Physik der Universität Basel betreut, konnte er den beiden jungen Physikern ein Projekt für eine Masterarbeit anbieten. „Hier in der Schweiz war ich erstmals für ein Ultrahochvakuum-System verantwortlich“, erzählt Jan Nowakowski. „Seither habe ich viel dazu gelernt. Denn bei Arbeiten im Ultrahochvakuum kostet jeder Fehler ein bis mehrere Tage und da empfiehlt es sich, aus seinen Fehlern zu lernen“, fügt er schmunzelnd hinzu. Die Arbeit und auch die Atmosphäre in der Gruppe haben ihm so gut gefallen, dass für ihn die Gründung der SNI-Doktorandenschule 2012 gerade recht kam und er gerne das von Thomas Jung eingereichte und genehmigte SNI-Projekt über paramagnetische Moleküle auf ferromagnetischen Substraten für seine Doktorarbeit wählte.
Verschiedene Anwendungen denkbar
Seit Jan begonnen hat, am PSI zu arbeiten, hat er fast 180 Nächte am Synchroton des PSI gemessen und untersucht, wie sich Moleküle, die in ihrem Inneren Metallionen enthalten, auf verschiedenen Substraten verhalten. So analysierte er beispielsweise die magnetischen Eigenschaften von Porphyrinen auf magnetischen Oberflächen. Diese organischen Farbstoffe, die unter anderem in dem Protein Hämoglobin für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich sind, ändern ihre Konfiguration und auch ihren Magnetismus je nach Bindung von Gasen. Die Porphyrine könnten also später einmal als Gassensoren eingesetzt oder auch zur Speicherung von Daten genutzt werden.
Untersuchungen am Synchrotron
Die Analyse dieser Proben ist recht aufwendig, da sie nur im Ultrahochvakuum erfolgen kann. Ihre magnetischen Eigenschaften lassen sich am besten mit Hilfe der Synchrotonlichtquelle am PSI untersuchen, da sich mit diesem besonders intensiven Röntgenlicht verschieden magnetisierte Bereiche unterscheiden lassen. Da zahlreiche Forschungsgruppen Untersuchungen am Synchrotron durchführen, gibt es exakt zugeteilte Benutzungszeiten, die sich im allgemeinen nicht verschieben lassen. Die Gruppe von Thomas Jung und damit auch Jan Nowakowski bevorzugt in diesen Messphasen die Nachtschichten, da so tagsüber Zeit zur Probenvorbereitung bleibt und nachts die frischen Proben gemessen werden konnten. „Während meiner Master- und Doktorarbeit habe ich etwa ein halbes Jahr nachts am Synchrotron gemessen“, erinnert sich Jan Nowakowski. „Und deshalb bin ich leider auch nie dazu gekommen, an der Winter School der SNI-Doktorandenschule teilzunehmen – die Termine haben sich immer überschnitten.“
Bei den anderen Veranstaltungen, die innerhalb des SNI für die Doktoranden angeboten werden, war er jedoch mit grossem Interesse dabei. Vor allem der Rhetorik-Workshop war ein Highlight für ihn. „Durch das regelmässige Zusammentreffen mit den anderen SNI-Doktoranden habe ich auch einige Freunde ausserhalb meines Labors gewonnen und zudem den Austausch über die verschiedenen Disziplinen hinweg genossen“, bemerkt er.
Ziel ist die Industrie
Jan Nowakowski bereitet sich nun auf den nächsten Schritt in seiner Laufbahn vor. Forschung reizt ihn weiterhin, aber jetzt würde er gerne eine Anstellung in der Industrie annehmen. Da seine Frau Sylwia den Schritt zum ersten Job nach der Doktorarbeit schon geschafft hat und in der Schweiz eine Anstellung gefunden hat, möchte natürlich auch Jan gerne hier bleiben. „Zudem kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, irgendwo zu leben, wo alles flach ist“, fügt er lachend hinzu – denn Ski fahren und auch im Sommer Zeit in den Bergen zu verbringen hat sich zu seiner grossen Leidenschaft entwickelt.
Jan Nowakowski hat während seiner Doktorarbeit viel gelernt und auch einige Rückschläge mit seinen Experimenten erlebt. Er hat jedoch nie aufgegeben und schliesslich dann doch schnell und zügig und mit besten Noten seine Promotion abgeschlossen. Jungen Doktoranden würde er daher ein „Never give up“ mit auf den Weg geben, wenn er jetzt das SNI verlässt und hoffentlich bald einen Job in der Industrie mit einem Thema rund um Nano findet.