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Professor Uwe Pieles
Die meisten SNI-Mitglieder kennen Professor Uwe Pieles von der Hochschule für Life Sciences (HLS) der Fachhochschule Nordwestschweiz. Seit Gründung des SNI beteiligt er sich aktiv an allen SNI-Aktivitäten. Allein im Nano-Argovia-Programm war er an mehr als zehn Projekten beteiligt – bei den meisten als Projektleiter. Dank seines exzellenten Netzwerkes zur lokalen Industrie kommen immer wieder spannende Zusammenarbeiten in neuen Themenbereichen zustande. Wie kam Uwe Pieles zu den Nanowissenschaften, wie entstehen neue Projektideen, was treibt ihn an und wo findet er einen Ausgleich zu seinem Job?
Faszination für Chemie schon von klein auf
Uwe Pieles war schon als Kind fasziniert von praktischen Anwendungen der Wissenschaft. Er analysierte seine Tintenkiller und bastelte Böller, mit denen er die Nachbarschaft einnebelte. Kein Wunder, dass er sich nach seinem Abitur entschloss, Chemie zu studieren. Nach dem Vordiplom an der Universität Bielefeld wechselte er an die Uni Göttingen und für die Diplom- und Doktorarbeit an das Max-Planck-Institut für experimentelle Medizin. Im Rahmen seiner Arbeiten zur Blockierung der DNA-Replikation lernte er interdisziplinär zu arbeiten, da er am Max-Planck-Institut von Biologen umgeben war. Biochemie blieb auch bei seiner Anstellung als PostDoc am EMBL in Heidelberg sein Schwerpunkt. Hier untersuchte er erstmals Biosensoren – ein damals ganz neues Forschungsgebiet. «Ich hatte am EMBL eine wunderbare Zeit. Da stimmte einfach alles – Atmosphäre, Ausstattung und Arbeitsbedingungen», erinnert sich Uwe Pieles. Unsicher war jedoch die Zukunft für die dortigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Unbefristete Verträge waren am EMBL selten zu bekommen und so entschloss sich Uwe Pieles 1991 eine Anstellung als Laborleiter bei Ciba-Geigy in Basel anzunehmen. Er untersuchte dort weiterhin Biosensoren und beschäftige sich mit Antisense-DNA, die eine Möglichkeit zur Regulierung der Proteinbiosynthese liefert. Bei Ciba konnte Uwe Pieles seine Expertise in der Nukleinsäurechemie voll einbringen und lernte zudem mit ganz neuen Herausforderungen umzugehen. Mitarbeiterführung und Budgetverantwortung waren nur zwei der Faktoren, mit denen er vorher nie konfrontiert worden war. Eine Überraschung war auch die Fusion von Ciba und Sandoz, die ganze Abteilungen in Frage stellte und plötzlich sicher geglaubte Jobs verschwinden liess.
Neuanfänge haben ihren Reiz
Zwar fand Uwe Pieles wieder schnell seinen Platz in der neuen Novartis-Organisation, aber ihn reizte nach sieben Jahren bei Ciba/Novartis auch ein ganz neues Arbeitsumfeld. So ergriff er 1997 die Chance bei der Konstanzer Pharmafirma Altana eine neue Gruppe für Nukleinsäurechemie aufzubauen. «Eine spannende Aufgabe! Wir konnten unter exzellenten Bedingungen loslegen und viele motivierte junge Leute mit einem tollen Spirit einstellen», erzählt Uwe Pieles. Er hatte mit dem Jobwechsel den Wohnort in Müllheim allerdings nicht gewechselt und für ihn und seine Frau war klar, dass die Pendelei kein Dauerzustand sein könne. Da kam das Angebot von Professor Ernst Hugerbühler, Leiter der Abteilung Chemie der damaligen FHBB (Fachhochschule beider Basel), gerade recht. Mit seinem wissenschaftlichen Hintergrund und den fast 10 Jahren Industrieerfahrung war Uwe Pieles ein idealer Kandidat, eine Gruppe für Nanowissenschaften an der HLS aufzubauen. Wie auch bei seinen anderen Neuanfängen ging Uwe Pieles die neue Aufgabe mit Begeisterung an. Er schätzt die Freiheiten, die er bei der Gestaltung seiner Arbeit hat. Allerdings muss er – wie alle HLS-Kolleginnen und Kollegen auch – seine Forschungsgelder über Drittmittel finanzieren. So verbringt er also seit Antritt seiner Professur im Jahr 2000 viel Zeit mit dem Verfassen von Anträgen. Dass Uwe Pieles dazu die richtigen Ideen hat und diese auch gut verkaufen kann, zeigt unter anderem die eindrucksvolle Liste von Argovia-Projekten, die er initiiert hat. Von kühlenden Textilien über schmutzabweisende Oberflächen, Katalysatoren zum Abbau von Wasserstoffperoxdid-Dämpfen, massgeschneiderten Knochenimplantaten bis hin zur Behandlung kariöser Zähne – die Palette an Themen ist beachtlich. Gerade diese Vielfalt fasziniert den Praktiker Uwe Pieles. «Ich schätze die Breite der Themen, in die ich mich hier einarbeiten kann. Immer wieder über den eigenen Tellerrand herauszuschauen, das ist eine grosse Motivation für mich». Dabei sind das SNI und die Universität Basel Hauptpartner für seine Forschungsprojekte. Aber auch die ETH Zürich, das PSI, das CSEM und Industrieunternehmen sind immer wieder bei gemeinsamen Forschungsprojekten dabei.
Stimulierende Arbeit mit Studierenden
Als Bereicherung empfindet Uwe Pieles auch die Möglichkeit als Doktorvater an Projekten der SNI-Doktorandenschule mitzuwirken. Seit 2014 betreut er zusammen mit Professor Patrick Maletinsky die Doktorandin Marietta Batzer, die an NV-Zentren in Diamanten arbeitet. Ihr Ziel ist neben der Grundlagenforschung zu untersuchen, ob sich die Technologie auch für (Bio)-Sensoren anwenden lässt. Ganz generell bereitet Uwe Pieles die Arbeit mit Studierenden grosse Freude. Dabei sind es auch Studentinnen und Studenten der Universität Basel, die in seiner Gruppe ihre Masterarbeit absolvieren. Seine eigenen Studenten schickt Uwe Pieles gerne in Industrieunternehmen, damit sie dort praktische Erfahrung sammeln können. Auf diese Art und Weise haben sich auch schon erfolgreiche Zusammenarbeiten mit Unternehmen in der Region entwickelt. «Persönliche Kontakte sind immer besonders wichtig», antwortet Uwe Pieles auf die Frage wie neue Kollaborationen zustande kommen. «Wenn wir beispielsweise zusammen sitzen, um eine Masterarbeit zu besprechen, kann aus einem eng definierten Thema schnell mal eine Idee für ein Argovia-Projekt werden.» Und wie die Vergangenheit gezeigt hat, sind diese dann oft auch Ausgangspunkt für weiterführende KTI-Projekte. Ab August dieses Jahres wird sich Uwe Pieles dann selbst einige Zeit ganz intensiv mit nur einem Forschungsthema auseinandersetzen. Denn dann beginnt für Uwe Pieles ein viermonatiges Sabbatical in Schweden, bei dem er den Einfluss von Oberflächen auf die Faltung von Proteinen und damit die Entstehung von Alzheimer untersuchen wird.
Fotografie schafft einen Ausgleich
In seiner Freizeit hält sich Uwe Pieles mit Joggen, Squash und Badminton fit, besucht liebend gerne Museen auf der ganzen Welt und findet einen Ausgleich beim Fotografieren. Dabei – wie von einem Nanowissenschaftler nicht anders zu erwarten – dringt er besonders gerne in die Welt des Kleinen vor. Anders als in seinem Beruf sucht er dabei aber nicht nach Anwendungen, sondern lässt sich einfach von der Schönheit dieser Welt einfangen. So schmücken seine Bilder bereits seit einigen Jahren den Jahresbericht der FHNW und sind bei Ausstellungen zu sehen. Hoffentlich reicht Uwe Pieles einige seiner Bilder auch beim nächsten Nanoimage Award ein, damit auch die SNI Community diese andere Seite von ihm kennenlernen kann.