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Swiss MNT Startup-Preis – Motivierende Auszeichnung für das junge Startup «anavo medical»
Bei der Swiss NanoConvention wurde das junge Startup «anavo medical» mit dem Nanotechnology Startup-Preis des Swiss MNT Networks ausgezeichnet. Der Mitgründer Dr. Tino Matter hat in Basel Nanowissenschaften studiert und 2018 den Preis für die beste Masterarbeit in Nanowissenschaften an der Universität Basel gewonnen. Schon für den Master hat sich Tino mit bioaktiven Nanopartikeln beschäftigt, die anavo medical jetzt für die Wundheilung einsetzen möchten.
Wundheilung im Fokus
Tino Matter hat sich schon während seines Nanowissenschaftsstudiums an der Universität Basel mit Wundheilung befasst. In seiner Masterarbeit an der Empa in der Gruppe von Professor Dr. Inge Herrmann arbeitete er mit Bioglas-Nanopartikeln, die eine schnelle Wundheilung unterstützen.
Im Herrmann-Team absolvierte er auch seine Doktorarbeit, in der er weiterhin an Nanopartikeln für medizinische Anwendungen forschte. Dabei kommen beispielsweise anorganische Nanopartikel zum Einsatz, die lokal eine entzündungshemmende und antibakterielle Umgebung schaffen, in der Wunden gut heilen können. Durch spezifische Modifikationen der Partikel können die Forschenden zudem die Bildung von Blutgefässen stimulieren. Die verbesserte Durchblutung des Gewebes unterstützt ebenfalls eine schnellere Wundheilung.
Im September 2020 hat Tino Matter sein Doktorat erfolgreich abgeschlossen und kürzlich den MaP Award 2021 für die vielversprechendste Doktorarbeit der ETH Zürich auf dem Gebiet von Materialien und Prozessen erhalten.
Gründungsidee schon lange im Kopf
Schon während der Promotion hat sich Tino mit der Idee zur Gründung eines Startups beschäftigt. Zusammen mit Sebastian Loy, der gerade an der Hochschule St. Gallen seinen Master in Accounting & Finance abschliesst, hat er Marktanalysen gemacht, patentrechtliche Aspekte geklärt, sich über Finanzierungsmöglichkeiten informiert und Anträge geschrieben. Seit November 2020 kann sich Tino als ETH Pioneer Fellow voll und ganz auf das Startup konzentrieren.
Seither hat das anavo-Team an etlichen Startup-Wettbewerben wie Venture Kick und an Programmen wie dem Innosuisse Coaching teilgenommen, um sich das nötige Knowhow anzueignen und Kontakte zu knüpfen. Das Team hat ein Patent angemeldet und einen Business Plan verfasst. «Zudem verbringe ich viel Zeit mit Ärzten, um herauszufinden, für welche Indikation wir eine erste Zulassung anstreben», berichtet Tino Matter. «Das ist gar nicht so einfach, da wir als kleines Startup in der Lage sein müssen, sowohl präklinische wie auch klinische Studien durchzuführen.»
Innere Wunden im Fokus
Konzentrieren möchte sich das anavo-Team zunächst auf sogenannte Serome. Das sind Flüssigkeitsansammlungen in bereits bestehenden Hohlräumen, die beispielsweise durch die Entnahme eines Tumors entstanden sind. Im Prinzip sind dies innere Wunden, die oft sehr schlecht heilen. «Es gibt praktisch nichts auf dem Markt, womit bei Seromen die Heilung unterstützt werden kann», sagt Tino Matter. Da Patientinnen und Patienten mit Seromen in vielen Fällen keine anderen Wundheilungskomplikationen aufweisen, fokussiert sich anavo zunächst auf diese Indikation. «Wir können uns aber gut vorstellen, dass später auch andere schlecht heilende Wunden, wie zum Beispiel diabetische Füsse, dazukommen werden», führt Tino aus.
Spannende Reise steht noch bevor
Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Einen Meilenstein hat das Team bereits erreicht, da sie kürzlich unter anderem ein Innosuisse-Projekt zugesprochen bekommen haben, womit die Finanzierung für die nächsten Zeit gesichert ist. Inzwischen sind Tino und Sebastian auch nicht mehr alleine: Abgesehen von mehreren Beratern arbeiten auch neu angestellte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf dem Projekt.
«Meine Arbeit und mein Fokus hat sich in den letzten Monaten total verändert», berichtet Tino. Während er letztes Jahr noch mitten in der Diss steckte und auch grundlagenwissenschaftliche Details herausfinden wollte, steht jetzt die Entwicklung des Produkts im Vordergrund.
Auch bei seiner jetzigen Aufgabe hilft ihm das Nanowissenschaftsstudium enorm, wie er sagt: «Sowohl bei Gesprächen mit Ärzten wie auch mit Clinical Research Organisationen oder beim Einstellen von wissenschaftlichem Personal – die alle auf ihrem Spezialgebiet viel mehr wissen als ich – muss ich breit aufgestellt sein und trotzdem auch Expertenwissen haben – und da hat mir das Nanostudium sehr viel gebracht.»
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