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Vielseitig interessiert und engagiert – Rafael Eggli erhält Stipendium der Werner Siemens-Stiftung
Rafael Eggli, seit 2016 Student der Nanowissenschaften an der Universität Basel, hat ein Stipendium der Werner Siemens-Stiftung erhalten. Der 22-jährige Schweizer ist bereits seit 2017 Stipendiat der Schweizerischen Studienstiftung. Er nimmt begeistert teil an den vielfältigen Angeboten, die ihm die Stipendien ermöglichen und ist nach wie vor fasziniert von den Möglichkeiten, die ihm das Nanostudium in Basel bieten.
Umfassendes Bildungsangebot
Physik, Chemie, Biologie und Mathematik – das sind die Grundlagenfächer, die auf dem Stundenplan der Studierenden der Nanowissenschaften in Basel stehen – eigentlich schon sehr vielfältig. Rafael Eggli ist damit noch nicht ausgelastet. Er besucht mit Freude Seminare oder Workshops zu ganz anderen Themenbereichen.
Im Sommer hat er beispielsweise an einer Sommerakademie im Tessin teilgenommen und eine Woche lang Neues über Ethnologie und Globalisierung gelernt. Nächstes Jahr steht für ihn unter anderem die Teilnahme am National Model United Nations in New York auf dem Programm. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus der Schweizer Studienstiftung wird er in die Rolle einer Länderdelegation der Vollversammlung der Vereinten Nationen schlüpfen. Dabei vertritt jede Delegation nicht das eigene Land, sondern ein anderes. Es braucht eine Menge Vorbereitung und Einfühlungsvermögen, um sich in eine andere Kultur hineinzuversetzen und dann bei den Verhandlungen im Interesse dieses Landes zu handeln.
Für Rafael sind derartige Aktivitäten eine tolle Chance, in eine neue Welt mit umfangreichem neuem Wissen und zahlreichen spannenden Kontakten einzutauchen.
Neue Welt dank des Stipendiums
Dieser aufregende Teil seiner Ausbildung begann für Rafael im Sommer 2017 als er nach erfolgreichem Abschluss des langwierigen Auswahlprozesses als Mitglied der Schweizerischen Studienstiftung aufgenommen wurde. Er hatte sich durch seine guten Noten, seine breiten Interessen und sein vielfältiges gesellschaftliches Engagement qualifiziert. «Ich habe damit Zugang zu einem tollen Bildungsangebot bekommen», erläutert Rafael im Interview.
Damit meint er die über 75 Veranstaltungen zu den unterschiedlichsten Themenbereichen, welche die Schweizerische Studienstiftung jedes Jahr anbietet. Darunter sind auch Seminare der Werner-Siemens-Stiftung, die Rafael teilweise bereits besucht hat. Seit September 2020 wird er für ein Jahr mit einem Werner Siemens Fellowship nun auch finanziell von der Werner Siemens-Stiftung unterstützt. Rafael wurde nämlich 2020 als einer von zehn Stipendiaten ausgewählt, die sich durch hervorragende akademische Leistungen auszeichnen und bereit sind, sich für die Vermittlung und Förderung der MINT-Fächer in der Gesellschaft einzusetzen.
«Wir gratulieren Rafael ganz herzlich zu dem Stipendium. Es ist immer wieder toll zu hören, wie und wo sich unsere Studierenden engagieren. Wir wünschen Rafael viel Glück bei seinen Plänen und sind sicher, noch von ihm zu hören.»
Prof. Dr. Christian Schönenberger, Direktor Swiss Nanoscience Institute
Breites Engagement
Das praktiziert Rafael bereits auf ganz unterschiedliche Weise. Er unterrichtet als Aushilfslehrer am Gymnasium Kirschgarten, an dem er auch selbst seine Matura abgeschlossen hat, Mathematik und Physik. Daneben engagiert er sich in einem Projekt mit dem Ziel das Aussterben von Prachtguramis, einer Gattung von Labyrinthfischen aus den Torfsümpfen Südostasiens, zu verhindern. Weiterhin hilft er bei Bedarf als Pfadileiter aus, wenn es die Zeit erlaubt.
Zeit ist für Rafael sicher oft ein Thema, denn das Studium in Nanowissenschaften ist ebenfalls zeitintensiv und herausfordernd. Für ihn war dieser vielfältige, interdisziplinäre Studiengang aber genau das Richtige, wie er sagt. «Ich bin so oft aus einer Vorlesung gekommen und habe gedacht: «Jetzt verstehe ich noch ein bisschen besser, wie die Natur funktioniert.»
Unvergleichbare Vielfalt
Die Blockkurse im Bachelorstudium waren in ihrer Vielfalt für ihn ein Highlight. Ihn fasziniert die Möglichkeit auch im Masterstudium etwas tiefer in unterschiedliche Themenbereiche einzutauchen. «Ich habe ja dank der Studienstiftung inzwischen zahlreiche Studierende verschiedener Studiengänge auch von anderen Unis in der Schweiz getroffen. Keiner hat die Gelegenheit im Studium so viele verschiedene Fächer, Themengebiete und Methoden kennen zu lernen, wie wir hier in Basel im Nanostudium», sagt er.
Seine erste Projektarbeit hat Rafael in der Gruppe von Professor Richard Warburton absolviert. Er hat sich dabei verschiedene Geometrien eines Fin-Feldeffekttransistors (FinFET) zur Realisierung von Spinqubits angeschaut. Eigentlich hätte darauf seine zweite Projektarbeit an der Cornell University in New York folgen sollen. Jedoch hat die Corona-Pandemie diese Pläne etwas durcheinandergebracht. Erst im nächsten Jahr wird er nach New York reisen, um mittels Hochgeschwindigkeits-Rasterkraftmikroskopie die Faltung eines Ionenkanals zu untersuchen, der in menschlichen Synapsen vorkommt und medizinisch von grosser Bedeutung ist. Vorher arbeitet er an seiner Masterarbeit am Departement Physik in der Gruppe von Professor Dominik Zumbühl und schliesst dabei an seine erste Projektarbeit über den FinFET an.
Spannende Zukunftspläne
Für Rafael ist die naturwissenschaftliche Forschung im Team das, was ihm am besten gefällt. Zwar hat er auch Freude daran, Jugendliche anzuleiten und zu unterrichten, seine Berufung sieht er jedoch eher in der Forschung. Daher möchte er an das Studium eine Doktorarbeit anschliessen. «Ob das eher in Richtung Nanophysik oder Nanobiologie geht, weiss ich allerdings noch nicht – beides finde ich spannend», bemerkt er.
Ihn faszinieren dabei nicht nur die Grundlagen, auch mögliche Anwendungen und die Kommerzialisierung interessieren ihn, sodass er sich jetzt schon hier und da informiert, wie die Gründung eines Startups vonstatten geht. «Ich möchte lernen, wie unsere Gesellschaft mithilfe von Technologie vorankommt. Was sind die Grundlagen und Prozesse, die zu Verbesserungen führen? Und dann möchte ich gerne ein Teil davon werden», antwortet er auf die Frage nach seinen langfristigeren Zukunftsplänen.