Von Nano zum Kosmos – Der ehemalige Nanostudent Florian Kehl sucht im Auftrag der NASA nach Leben im All
Ende April begrüsste das SNI Dr. Florian Kehl, Life Detection Technologist am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. Im Rahmen des Lunch-Talks und der SNI-Lecture hatte er viel Spannendes über seine Arbeit und seine Karriere zu berichten.
Austausch mit Studierenden
Zunächst traf Florian Kehl beim Lunch-Talk mehr als 30 Studierende des Nanostudiengangs. Er teilte mit ihnen, wie er sich seinen Kindheitstraum erfüllen konnte, zur NASA zu gehen und nach einer dreijährigen Postdoc-Zeit jetzt eine Festanstellung zu haben. «Das Nanostudium mit seiner interdisziplinären Ausrichtung war eine ideale Voraussetzung für meine jetzige Arbeit», sagt er. «Durch meine Kenntnisse in Biologie, Chemie und Physik und mein vernetztes Denken bin ich oft Brückenbauer zwischen Wissenschaftlern und Ingenieuren.» Daneben hat ihm geholfen, dass er während eines Zwischensemesters bei der CSEM Industrieerfahrung gesammelt und seine Masterarbeit an der University of California in Berkeley über Mikroraketentechnik absolviert hat.
«Es ist bei der Ausbildung wichtig, mehrere Standbeine zu haben», gab er den Studierenden mit auf den Weg. Er selbst hat dies immer verfolgt. Während seiner Doktorarbeit über die Entwicklung eines biochemischen Analysegeräts hat er nicht nur an der ETH Zürich geforscht, sondern am CSEM und bei der Firma Optics Balzer gearbeitet. Hier hat er sich seine Kenntnisse über Elektronik angeeignet, die jetzt für ihn elementar sind. Denn am Jet Propulsion Laboratory in Pasadena entwickelt und baut er Geräte, mit denen sich innerhalb unseres Sonnensystems eines Tages Leben nachweisen liesse.
Reise ins All
Am frühen Abend nahm Florian Kehl dann auch die Öffentlichkeit mit auf eine Forschungsreise ins All. Anhand phantastischer Bilder erklärte er anschaulich, dass sich auf dem Mars und einigen Jupiter- und Saturnmonden Leben habe entwickeln können. Ob dies tatsächlich passiert ist und wie dieses Leben aussehen könnte, ist unklar.
Auf jeden Fall wären Amino- oder Carbonsäuren und komplexe Biomoleküle Indikatoren für Leben, das sich in Wasser unterhalb dicker Eisschichten entwickelt haben könnte. «Zwar wurden Aminosäuren und Carbonsäuren bereits auf Meteoriten gefunden, jedoch unterscheidet sich die Häufigkeit der verschiedenen Säuren je nachdem ob sie biotischen oder abiotischen Ursprung sind», berichtet er. «Und auch die Händigkeit (Chiralität) der Aminosäuren unterscheidet sich, wenn sie durch Lebewesen produziert worden sind.» In der Natur sind die linksdrehenden Aminosäuren sehr viel häufiger anzutreffen als die rechtsdrehenden. Wenn sie jedoch durch abiotische Prozesse entstehen, ist die Verteilung von links- und rechtsdrehenden Aminosäuren nahezu gleich.
Die Instrumente, die Florian Kehl entwickelt, sollen unter den besonderen Bedingungen im All zeigen, ob biologische Moleküle vorhanden sind. Bevor es aber soweit ist, müssen diese Geräte hier auf der Erde getestet werden. Anschaulich zeigte er den über 250 Besucherinnen und Besuchern, wie er die Instrumente unter extremen Klimabedingungen in der Atacama-Wüste in Chile oder in der Arktis testet.
Diversität sehr reizvoll
Für ihn macht die Vielfältigkeit seiner Arbeit den grossen Reiz aus. «Kein Tag sieht wie der andere aus. Wie das Nanostudium ist es extrem interdisziplinär und vielfältig. Ich muss nicht nur die Instrumente mit der Elektronik und Software entwickeln, sondern auch die Biologie und Chemie dahinter verstehen», erzählt Florian im Gespräch.
Auch in Hollywood weiss man um seine Vielfältigkeit. Er wurde angefragt, seine Expertise als «Rocketry Consultant» bei der Produktion von «Strange Angel» einzubringen. Die von CBS produzierte Fernsehserie beschreibt das bizarre Leben von Jack Parsons, einem der Gründer des Jet Propulsion Laboratories, an dem Florian jetzt tätig ist.
Schon als kleiner Junge hat Florian Kehl Vorträge über Marsroboter gehalten und heute ist er daran beteiligt, dass diese ihre Missionen erfolgreich ausführen können. Mit dem Nanowissenschaftsstudium an der Universität Basel hat Florian Kehl den Grundstein zu dieser spannenden Aufgabe gelegt. Und es ist schön von ihm zu hören, dass er jederzeit wieder Nanowissenschaften in Basel studieren würde.
Im Interview erzählt Florian Kehl, was ihm besonders an seiner Aufgabe bei der NASA gefällt, wie ihm sein Studium bei der Arbeit hilft und was ihm besonders gut am Nanostudium in Basel gefallen hat.
Heute bei der NASA – gestern Nanostudent